Zu Federzeichnung und Malerei von Franz Brandl

Für das Gesamtoeuvre Franz Brandls lassen sich quantitativ zwei „Hauptmedien“ feststellen – Federzeichnung und Malerei. Während die Federzeichnung Brandls infolge ihrer formalen Gestaltung durch Schrift Dynamik vermittelt, zeigt sich in der Malerei ein ruhiges Fliessen von Formen.

Die Federzeichnung ist eine eigene Form der Verarbeitung des Tagesgeschehens durch das Brandl wie ein Seismograph aktuelles festhält. Nicht selten sind in den Blättern Textpassagen zu erkennen, die dem Dargestellten weniger Beschreibung als Unterstützung sind. Auch sind diese Textpassagen nicht unwesentlich in der formalen Gestaltung, wo sie als bildnerisches Element ganz natürlich in die Arbeit einfliessen. Weniger als dass die Federzeichnungen aber tatsächlichen Abbildcharakter hätten, sind sie Darstellungen eigenweltlicher Eindrücke und Kompositionen befremdlicher aber doch bekannter Formen eingebettet in narrative Szenerien.

Im Vergleich von Federzeichnung und Malerei Franz Brandls lassen sich nur schwer Querbezüge im Ausdruck in den beiden Medien feststellen, sind folglich die unterschiedlichen medialen Arbeiten innerhalb des Oeuvres als autonome Schaffensgebiete anzusehen. Nur wenig fliesst von der Bewegtheit der Zeichnung in die ruhende Statik der Malerei.

Die Malerei Franz Brandls zeigt vornehmlich Menschengruppen in nicht genau lokalisierbaren Orten. Häufig tauchen in den Bildern tierische Wesen als Begleiter der Gruppen auf, die durch Irritationen in der Ausbildung der Physiognomien nicht eindeutig als Hund oder Katze oder Schwein zu benennen sind. Wie nun die tierischen Formen im Bild nicht genau deutbar sind, so sind es auch die abgebildeten Menschen nicht. Die Körpergrenzen der einzelnen verschmelzen z.T. in der Gruppe zu einem Grossen und Ganzen und nur wenige Gesichter geben einen Ausdruck zu erkennen, der auf den Charakter der dargestellten Figur schliessen lässt. Klar umrissen, in kontrastreicher Farbigkeit und mit z.T. umfangender Kontur heben sich die Gruppen zumeist vom Hintergrund der lasierend gemalten, stumpffarbigen, atmosphärisch aufgeladenen und ungenau lokalisierbaren Landschaft ab. Alle Formen in Brandls Malerei scheinen organisch in ruhigen Kurven bewegt und von innerer Ruhe getragen.

Die erzählerisch-mythische Malerei Franz Brandls, die sich der Darstellung von Traumlandschaften und paradiesischen Jenseitsvorstellungen widmet, befindet sich kunsthistorisch gesehen in der Nachfolge des Symbolismus, im Umkreis der Pittura metafisica und Arte Cifra.

Anja Maria Werkl

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